Ein neues Buch ist herausgekommen von einem von mir sehr geschätzten Wissenschaftler. Es geht um die „Ja“-Haltung von Eltern und wie sich das auswirkt im Alltag mit Kindern. Ich habe mehrere Podcasts gehört und Artikel gelesen, und das Buch steht ganz oben auf meiner Wunschliste; ein weiteres auf dem wachsenden Berg an interessanter Lektüre.
Meine Kinder sind sehr unterschiedlich: eines ist eher schüchtern und launisch, das andere sehr offen und leichter zu befriedigen.
Die Sonne scheint, endlich einmal wieder, und ich wünschte mir, es würde noch ein paar Tage anhalten.
Dies sind einfache Beispiele aus dem Alltag, die eines deutlich machen: unser Gehirn kategorisiert nur allzu gerne, bewertet und beeinflusst damit unsere Emotionen und Handlungsimpulse. Das ist völlig normal. Allerdings ist das ein Zeichen des „Erledigungsmodus“ und des Festhängens an Wünschen und Vorstellungen.
Eine der 9 Qualitäten der Achtsamkeit: Sein-Lassen
Eine der 9 wertvollen Qualitäten der Achtsamkeit ist das „Sein-Lassen“ oder „Loslassen“. Durch die Achtsamkeitspraxis, das Üben des „Seins“ mit dem Leben und allem, was uns begegnet, können wir erkennen, woran wir festhalten bzw. in welchen Gedankenspiralen und Gefühlsmustern wir verstrickt sind. Wir können Impulse und Verlangen bemerken und auch, wie sich dieser Drang zu „mehr“ oder zu „halten“ in uns anfühlt. Nur durch diesen Erkenntnisprozess können wir als nächsten Schritt bewusst seinlassen, was ist, und loslassen, woran wir festhalten wollen. Seinlassen ist eng verbunden mit Akzeptanz und Nicht-Streben. Es bedeutet, das Leben und den Moment so sein zu lassen, wie er jetzt gerade ist, ohne etwas anders oder mehr haben zu wollen.
Authentisch sein dürfen
Von großer Bedeutung ist auch die Fähigkeit, sich selber einfach sein zu lassen und die Ideen vom eigenen Ego loszulassen. Früher war ich überzeugt davon: „Ich bin schüchtern.“ oder „Ich bin nicht sportlich.“ Darüber definierte ich mich und meinte, auch so in den Augen anderer wahrgenommen zu werden. Durch meine eigene negative Bewertung folgte der vergebliche Versuch, mich zu ändern, um dann hoffentlich besser angenommen und geschätzt zu werden.
Wenn wir uns also erlauben können, dieses Festhalten an Ideen und Vorstellungen loszulassen, gewähren wir uns unendliche Freiheit und innere Ruhe. Wir müssen nicht länger „die Zuverlässige“ oder „der Sportliche“ sein, wir können einfach das sein, was unserer eigenen Natur entspricht, ohne den Wert an äußeren Einflüssen festzumachen. Wir können von innen heraus, aus unserer eigenen inneren Weisheit heraus, erkennen, dass das bloße Sein das einzig authentische ist – und uns dann von dem lösen, was uns davon wegzieht.
Loslösen von Wünschen und Ideen
Dann muss ich auch nicht jedes interessante Buch besitzen, um noch mehr zu lernen, sondern ich kann darauf vertrauen, dass das, was ich weiß und was ich kann, genug ist. Dann kann ich auch meinen Kindern erlauben, so zu sein, wie sie sind, ohne sie einzuordnen und unbewusst bestimmte Verhaltensmuster zu erwarten. Dann kann ich mich von ihnen und vom gegenwärtigen Moment überraschen lassen. Und dann kann ich auch zulassen, die Sonnenstrahlen in diesem Augenblick zu genießen, ohne an die Zukunft zu denken.
Das bloße Sein-Lassen von Dingen, Personen und Situationen ist zuweilen sehr schwierig, weil es als ersten Schritt die Bewusstwerdung des Anhaftens oder Haben-Wollens beinhaltet. Dann aber kann es ungemein befreiend sein und die Türen öffnen zu einer Fülle von neuen Erfahrungen, zu einem neuen Reichtum an Leben.
„Frieden findest du nicht, wenn du deine Lebensumstände neu ordnest, sondern indem du dir bewusst wirst, wer du im tiefsten Innern bist.“ - Eckhart Tolle