Es ist warm, nach einer längeren Zeit von Kühle und nassem Wetter. Nun kommt die Sonne wieder heraus und das tut gut. Und direkt hört man aber auch: „Puh, es ist zu warm!“ Ja, jeder hat ein unterschiedliches Wohlgefühl. Die einen genießen das T-Shirt-Wetter, die anderen freuen sich jetzt schon auf Herbstwind oder Schnee. Und wieder andere tragen Kleider und Sandalen, während ich dankbar bin, dass ich am Morgen einen dünnen Schal nicht vergessen habe. Ich friere einfach sehr schnell.
Bei dem Wort „Wärme“ denken die meisten direkt an Sommer und Sonne, also an die Lufttemperatur. Wir gucken uns abends zuvor und morgens den Wetterbericht an und freuen uns oder eben nicht so sehr. Und dann kommt es ja auch oft doch anders als angekündigt und wirft alle Pläne und Emotionen wieder über den Haufen. Jetzt gerade sitze ich hier, schaue aus dem Fenster in den blauen Himmel und freue mich darüber, dass heute ein T-Shirt ausreicht und ich bald noch in den Garten gehen kann.
Wärme in der Nahrung
Aber Wärme ist noch viel mehr. Wir können unser Wärmegefühl beeinflussen durch bestimmte Nahrung. Im Winter isst man vermehrt Suppe und Eintöpfe, im Sommer hingegen oft Salate und Getränke mit Eis. Hier ist es ganz wertvoll, auf seinen Körper und auf die Intuition zu hören. Ja, Salate und Rohkost sind gesund. Aber es mag sein, dass es Phasen im Leben gibt, in denen das Verlangen eher hin zu einer anderen Textur und Temperatur geht. Menschen mit Immunkrankheiten zum Beispiel berichten von einer größeren gefühlten Kälte und mehr Verlangen nach warmen Speisen und Getränken – ganz unabhängig von der Jahreszeit. Verschiedene Phasen im Leben verändern ebenfalls das innere Gefühl. Es geht nicht darum, sich das als Ausrede zu nehmen und einfach keinen Salat mehr zu essen („Das ist halt einfach nichts für mich.“), statt dessen vielleicht nur noch comfort food mit oft vielen unnötigen Kohlenhydraten. Vielmehr soll das eine Einladung sein, alles zu probieren, offen zu bleiben und bewusst zu spüren: Was tut mir gut? Was kann ich reduzieren, wo kann ich mehr für mich sorgen? Wann bekommt mir der Tee oder der Kaffee am besten? Und zu welcher Tageszeit und zu welchem Energielevel ist mein System am zufriedensten mit einem kleinen Salat? Wenn ich vor dem Frühstücksbuffet stehe: ist mir jetzt nach knackigem, kalten Obstsalat oder nach warmen Rührei? Daher: Wach sein, bewusste Entscheidungen treffen und den Autopilot und die unüberlegte Routine ertappen und ausschalten.
Wärme im Alltag
Wärme bezieht sich auch auf das so schwer zu beschreibende Gefühl von Wohlbefinden. Auf meinem Schreibtisch im Büro und zu Hause steht jeweils eine Kerze, die ich fast täglich anzünde. Auch mitten im Sommer. Ich mag den Moment des Anzündens, den Moment des Ausblasens und das Betrachten des dünnen Rauchfadens, und ich mag das warme Licht der kleinen Flamme. Wärme kann man empfinden, wenn man ein Lächeln empfängt, ein ehrliches Gesehenwerden und ohne Worte erfahren: Hallo. Ich sehe dich. Es gibt eine Verbindung zwischen uns beiden. Natürlich gibt es diesen Moment der physischen Nähe, die Wärme geben kann. Egal ob zwischen Eltern und Kindern, zwischen Partnern, zwischen Freunden oder zwischen Tieren und Menschen – es tut gut, sich zu berühren und berührt zu werden. Es wird einem „warm ums Herz“.
In den vergangenen Monaten habe ich festgestellt, dass sich bei mir etwas verändert hat: das Verlangen nach Wärme ist gestiegen, weil das innere Gefühl von Kälte zugenommen hat. Wahrscheinlich eine Folge von körperlichen Entwicklungen, die ich zu akzeptieren lerne. Wo ich früher voller Freude einen Teller Salat aß, benötige ich jetzt mittags eine warme Mahlzeit. Ohne eine Kanne mit lauwarmen Tee gehe ich nicht ins Büro, und im Restaurant bestelle ich – wann immer ich daran denke – das Wasser „bitte ohne Eiswürfel“. Es sind diese Kleinigkeiten im Alltag, die es mir erlauben, gut auf mich aufzupassen. Ohne das bewusste Hinspüren und Bemerken und dann auch Akzeptieren der Veränderung wäre das nicht möglich.
Mein Appel lautet also: nimm wahr, was für dich stimmt und was du brauchst. Es ist gleichgültig, was das Thermometer sagt oder welchen Trend es gerade in dieser Jahreszeit gibt. Halte inne, immer wieder, und frage dich: Wie ist es jetzt gerade für mich? Was brauche ich?
Eine hilfreiche Erinnerung von Jay Shatty:
Care less about what other people think and more about how you feel.
Kümmere dich weniger darum, was andere Menschen denken (oder was man eben so macht), und mehr darum, was du fühlst.